Zungenschrittmacher gegen obstruktive Schlafapnoe
Obstruktive Schlafapnoe mit nächtlichen Atempausen kann zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Besonders beklagt werden eine gesteigerte Tagesmüdigkeit, Antriebslosigkeit, Schnarchen und fehlende Leistungsfähigkeit am Tage. Weiterhin ist die obstruktive Schlafapnoe mit einer Vielzahl von anderen Erkrankungen als Risikofaktor verbunden.
In der Regel erfolgt die Behandlung mit einer nächtlichen Atemüberdrucktherapie, sog. Schnarchmaske oder CPAP-Therapie.
Es kommt immer wieder vor, dass Patienten und Patientinnen diese Behandlung nicht durchführen können, weil sie aus unterschiedlichen Gründen nicht vertragen wird. Zum Beispiel wird die Maske als so störend empfunden, dass das Ein- oder Durchschlafen erschwert ist. Manchmal kommt es auch zu Entzündungen der Augen, weil die Maske nie richtig zu sitzen scheint.
Die Therapie mit dem Zungenschrittmacher (Inspire-Therapie) ist eine klinisch erprobte Behandlungsmethode, mit der bereits über 50.000 Patienten weltweit erfolgreich behandelt wurden. Sie wird als Alternative zu herkömmlichen Ansätzen bei mittlerer bis schwerer obstruktiver Schlafapnoe (15-65 Atemaussetzer pro Stunde) und fehlenden anatomischen Auffälligkeiten von der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung als Zweitlinien-Therapie empfohlen.
Die Therapie ist geeignet für Betroffene,
- die unter einer mittleren bis schweren obstruktiven Schlafapnoe leiden
- bei denen die CPAP-Therapie nicht ausreichend wirkt oder denen die Maske Probleme bereitet
- die nicht stark übergewichtig sind (der BMI sollte nicht über 35 liegen)
- die nicht unter schweren neuromuskulären Erkrankungen leiden
- die unter keinen anderen Schlaferkrankungen wie z.B. Narkolepsie leiden
Häufige Fragen
Wie funktioniert die Therapie?
Die Behandlung mit dem Zungenschrittmacher wird auch Atemwegstimulation genannt. Das System besteht aus einem kompakten Atemsensor und einer Stimulationselektrode, die von einem kleinen Generator betrieben wird. Das System misst kontinuierlich den Atemrhythmus im Schlaf und passt sich der natürlichen Atemfrequenz an. Mit einer Fernbedienung schaltet der Betroffene den Zungenschrittmacher per Knopfdruck vor dem Zubettgehen ein und am Morgen nach dem Erwachen wieder aus. Die Eignung der Betroffenen für diese innovative Therapieform wird vor der Implantation in schlafmedizinischen Untersuchungen von einem Arzt überprüft.
Wie ist der Behandlungsablauf?
1. Erstgespräch und Beratung:
Vereinbaren Sie bitte einen Termin bei unserem Schlafmediziner, Herrn Ingwersen. Die Anfrage für ein Vorgespräch zur Zungenschrittmacher-Therapie können Sie per E-Mail an sekretariat@hno-kiel-wik.de schicken. Natürlich können Sie uns alternativ auch anrufen oder unsere Online-Terminvergabe nutzen. Bringen Sie bitte alle schlafmedizinischen Unterlagen zum Gespräch mit, insbesondere Briefe aus dem Schlaflabor, Nutzungsdaten der bisherigen Therapie und andere relevante Unterlagen.
Herr Ingwersen berät Sie zur Therapie und klärt, unter anderem mit schlafmedizinischen Untersuchungen, ob Sie für die Behandlung geeignet sind. Sind die Untersuchungen erfolgreich, kann nach Aufklärung und Einwilligung ein Operationstermin vereinbart werden.
2. Implantation:
Das Inspire System wird während eines kurzen stationären Aufenthalts von etwa 5 Tagen eingesetzt. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose minimal-invasiv, d. h. nicht über eine Operation mit großer Wundöffnung, sondern über lediglich zwei kleine Schnitte. Einer am Hals und einer am Brustkorb. Noch am Tag der Implantation kann der Patient in der Regel normal essen und sprechen. Die vollständige Einheilung des Systems dauert etwa 4 Wochen. Die Operation wird in der Klinik Flechsig durch Herrn Ingwersen durchgeführt.
3. Aktivierung:
Sobald der Zungenschrittmacher vollständig eingeheilt ist, folgt die individuelle Therapieanpassung. In diesem Schritt aktiviert der behandelnde Arzt in enger Kooperation mit dem Hersteller den Zungenschrittmacher mit Werten, die auf Sie abgestimmt sind, und Sie erhalten eine umfassende Einführung in die Bedienung des Inspire Systems. Danach können Sie den Zungenschrittmacher über eine Fernbedienung abends ein- und morgens wieder ausschalten, die Stimulation anpassen und sich langsam an das neue System gewöhnen. Die meisten Menschen benötigen ein paar Nächte, um sich an das Inspire System zu gewöhnen und bemerken dann nichts mehr von der Stimulation. Nach der Eingewöhnungsphase wird das Inspire System über eine Polygrafie (eine Schlafuntersuchung bei Ihnen zuhause) überprüft und bei Bedarf nachjustiert.
4. Nachsorge:
Die Nachsorge erfolgt einmal jährlich bei dem behandelnden Schlafmediziner und bei uns. Bei der ausführlichen Kontrolle werden Batteriestatus und Nutzung des Inspire Systems überprüft und die Therapie gegebenenfalls angepasst.
Wie ist die Wirksamkeit?
Die Wirksamkeit der Therapie mit dem Inspire-System wurde Untersucht. Die STAR Studie (STAR: Stimulation Therapy for Apnea Reduction) wurde an 22 führenden medizinischen Einrichtungen in den Vereinigten Staaten und Europa durchgeführt. Die Ergebnisse der STAR Studie wurden im New England Journal of Medicine in der Ausgabe vom 9. Januar 2014 veröffentlicht (Strollo Jr, Patrick J., et al. Upper-airway stimulation for obstructive sleep apnea. New England Journal of Medicine 370.2 (2014): 139-149.)
Das Schnarchen wird weniger
Der AHI (Apnoe-Hypopnoe-Index) wird signifikant reduziert
Die nächtlichen Sauerstoffsättigungsabfälle werden signifikant reduziert
Die Tagesaktivität wird signifikant verbessert
Woodson, B. Tucker, et al. Randomized controlled withdrawal study of upper airway stimulation on OSA: short-and long-term effect. Otolaryngology–Head and Neck Surgery 151.5 (2014): 880-887.
Woodson, B. Tucker, et al. Three-year outcomes of cranial nerve stimulation for obstructive sleep apnea: the STAR trial. Otolaryngology–Head and Neck Surgery 154.1 (2016): 181-188.
Woodson, B. Tucker, et al. „Upper Airway Stimulation for Obstructive Sleep Apnea: 5-Year Outcomes.“ Otolaryngology–Head and Neck Surgery (2018): 0194599818762383.
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